Faszien - was sind das?
Als Faszien bezeichnet man heutzutage das Bindegewebe im Bewegungsapparat sowie die festen Hüllen um die Organe. Faszien sind das Stützgerüst des Körpers, sie geben dem menschlichen Körper seine Form. Diese Form entsteht ganz individuell durch die jeweilige Dehnfähigkeit oder Steifheit der Faszie.
Woraus bestehen Faszien?
Faszien bestehen aus Kollagen- und Elastinfasern und einer wässrigen Grundsubstanz, in der sich Abwehr-, Lymph- und Fettzellen, Nervenendigungen und Blutgefäße befinden. Sie bilden eine netzartige Struktur im gesamten Körper, die normalerweise in bestimmten Zugrichtungen angeordnet ist. So bilden sich lange Faszienketten über mehrere Muskeln hinweg, z.B. von der Fußsohle bis zum Hinterkopf.
Welche Aufgaben haben Faszien?
Sie haben 4 Grundfunktionen: Neben dem Formen des Körpers (s.o.) sind das das Bewegen - sie leiten die Kraft der Muskelfasern zum nächsten Muskel oder über Sehnen an Knochen weiter und gewährleisten die Gleitfähigkeit der Faserbündel. Durch das Bewegen bilden sich die Flexibilität und die Zugfestigkeit der Faszien in individueller Form erst aus. Ihre zentrale Aufgabe ist das Versorgen des Gewebes, also eine allgemeine Stoffwechselfunktion. Wichtig ist auch das Kommunizieren : über verschiedene Rezeptoren und Sensoren und durch die netzartige Struktur der Faszien gibt es körperweite Reaktionen und Stressantworten des Bindegewebes auf lokale Reize. Die Faszien sind unser 6. Sinn, Ort unserer Tiefensensibilität und Bewegungswahrnehmung. Darüber hinaus wird über bestimmte Rezeptoren in den Faszien das vegetative Nervensystem erreicht.
Welche Störungen können in den Faszien entstehen und warum/wodurch?
Faszien können verkleben d.h. sie verlieren ihre Gleitfähigkeit z.B. durch Operationen und nachfolgende Narbenbildung, Unfälle, psychischen und körperlichen Stress, falsche oder fehlende Nährstoffe, einseitige Haltung und Bewegungsmangel. Diese Verklebungen führen zu Bewegungseinschränkungen des Gewebes oder auch der angrenzenden Gelenke und nachfolgend zu Schmerzen. Sogar ein Bandscheibenvorfall kann nicht nur durch Verschleiß der Bandscheiben, sondern auch durch die Verklebung der Lumbalfaszien entstehen. Diese Verklebungen können aber aktiv und passiv bearbeitet werden und durch den im Körper kontinuierlich stattfindenden Umbau der Faszien kann eine neue Flexibilität innerhalb von 300 bis 500 Tagen erreicht werden.
Nach welchen Prinzipien geht die Faszientherapie vor?
Zuerst wird mit einem Ganzkörpertest der Ort der größten Faszienspannung ermittelt. Dieser kann wegen der Anordnung der Faszie in Netzen und Faszienketten weit weg vom Schmerzpunkt liegen, ist aber der Schlüssel zur Lösung der Schmerzproblematik. Dann werden mit verschiedenen manuellen Techniken diese Verklebungen z.B. mit gut dosiertem, schiebendem oder anhaltendem, langsam schmelzenden Druck gelöst. So kommt es zur Senkung des Muskel- und Faszientonus und auch zu einer Beeinflussung des vegetativen Nervensystems.
Wodurch kann ich Faszien stimulieren?
passiv (mit Faszientherapie): u.a. mit Druck, Zug, mechanischem Auspressen/Ausrollen
aktiv (mit Faszientraining): mit Dehnung, Federn, Spüren und Beleben
Um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen, ist immer auch aktives Training nötig!